Heute heißt es „Auf Wiedersehen“, denn das Schöne ist, dass sich alle voraussichtlich im März wieder in die Arme schließen können. Daheim warten derweil Familie, Freunde (und ein paar Schulaufgaben).
Meine Erwartungen
Treffpunkt 3:00 Uhr Manas Airport Bischkek. Das verheißt eine sehr kurze Nacht und/oder keinen Schlaf. Ich glaube, dass der Tag etwas stressig starten wird und doch werden wir eigentlich glücklich sein, denn wir haben eine tolle Zeit erlebt und schließen bald wieder unsere Lieben in die Arme.
Meine Erlebnisse
Ich habe wirklich nur kurz die Augen zugemacht, dafür gab es mit meiner Austauschpartnerin einfach viel zu viel zu bereden. Wir sind uns wirklich ans Herz gewachsen und dann fällt es einfach schwer, loslassen zu können. Als dann endlich der Wecker klingelte, sprangen wir auf und dann ging alles schnell. Der Koffer war weitgehend gepackt, schnell noch einmal frisch gemacht, einen kleinen Happen gegessen. Alles wuselte, eilte, übeprüfte, ob alles da ist. Die wichtigsten Dinge hatte ich sowieso an mir: Pass, Portemonnaie, Telefon. Kurz bevor wir das Auto bestiegen, haben wir uns jedoch noch einmal nach kirgisischem Brauch auf eine Bank gesetzt und zwei Minuten Stille genossen. Ich erinnerte mich, wie ich vor 10 Tagen hier angekommen, wie so vieles für mich ganz neu war und man jetzt nach eigentlich kurzer Zeit schon soviel miteinander erlebt und geteilt hat.
Die Fahrt zum Flughafen dauerte dann nicht sehr lang. Wir sprachen über unsere Erlebnisse und meine Gasteltern wollten natürlich wissen, ob es mir in Kirgistan gefallen hätte. Auch wenn vieles so anders ist, es in Deutschland viel mehr Komfort gibt, kann ich diese Frage immer nur bejahen. Es war wunderbar. Am Flughafen angekommen waren einige unserer Gruppe schon da, andere kamen erst später. Meine innere Anspannung stieg, denn es war klar, dass ich mich jetzt von Meerim verabschieden musste. Denn dann ging alles schnell: letzte Küsse, Drücker, Fotos, viele Tränen und dann Anstellen zum Einchecken. Das dauerte sehr lange, vor allem weil alle Übergepäck hatten und mancher noch sehr schnell seinen Koffer von oben nach unten neu organisierte. Jeder war von seiner Gastfamilie natürlich reich beschenkt worden und hatte darüber hinaus auch noch eigene Souvenirs und Mitbringsel eingekauft.
Als wir alle endlich eingecheckt hatten, blieb uns nur ein kurzer Moment, den Austauschpartner an uns zu drücken und Lebwohl zu sagen. Dann ging es zur Passkontrolle, die erfreulicherweise schnell und unkompliziert lief und so entschwanden wir langsam aus dem Blickfeld unserer Freunde, die noch lange nach uns schauten und winkten. Mittlerweile war es schon kurz vor 5 und wir kamen gerade rechtzeitig zum Boarding. Und dann saßen wir im gut gefüllten Flieger. Es war laut, es war eng und trotzdem fiel eine große Portion Stress von uns ab. Jetzt ging es nach Hause. Mich selbst hielt es nicht lange wach und ich schlief kurz nach dem Abheben ein. Als ich aufwachte, waren schon einige Stunden vergangen, mittlerweile war es hell und aus dem Fenster konnte man unzählige schneebedeckte Berge und mächtige Gebirgsketten sehen. Waren wir etwa immer noch in Kirgistan? (Nein, wir sind in diesem Moment über den Iran geflogen. Anm. d. Red.) Der Flug dauerte dann noch ein ganz schönes Stück und am spannendsten war eigentlich nur, dass irgendwann nochmal ein einzelner riesiger Berg aus den Wolken guckte. (Das war der Ararat, der Grenzberg zwischen Armenien und der Türkei. Anm. d. Red.) Als wir dann endlich in Istanbul ankamen, stellten wir unsere Uhren drei Stunden zurück und besorgten uns etwas zum Frühstück. Leider war ja erst der erste Reiseabschnitt nach Hause geschafft. Irgendwann gab es auch ein Gate für uns, wir fanden sogar Sitzplätze zum Warten und träumten uns so langsam nach Hause.
Unser Schlafdefizit ließ mich auch den Flug nach Hamburg weitgehend verschlafen. Draußen sah man eh nur Wolken und Grau. In Deutschlands Norden angekommen empfing uns dann auch standesgemäß Nieselregen, allerdings ging die Passkontrolle durch diese neuartigen Automaten sehr schnell und wir brauchten nur darum zittern, ob es unsere Koffer bis hierher geschafft hatten. Hatten sie und eigentlich war jetzt die große Aufregung durch. Mit dem Zug nach Bremen – was sollte da schon schief gehen? Natürlich war es etwas voller und bis wir alle einen Sitzplatz gefunden hatten, dauerte es einige Momente, aber irgendwann konnten wir uns alle in Ruhe zurücklehnen. Als der Zug an einem Bahnhof stoppte, wurden jedoch zwei unserer Koffer versehentlich von einer Kontrolleurin auf den Bahnsteig rausgestellt. Sie dachte, dass die beiden Koffer zu einer älteren Dame gehören, die um Hilfe beim Aussteigen bat. Nach kurzer Zeit bemerkte jemand von uns, dass die Koffer fehlten und nun war die Entspannung vorbei. Mit Hilfe der Kontrolleurin und der Polizei versuchte man nun die Koffer mit dem nächsten Zug nach Bremen zu bekommen, was glücklicherweise gelang.
Und nun rollten wir in Bremen ein, sahen eine große Traube sehnsüchtig wartender Eltern und als sich die Türen öffneten, stürmte sich alles entgegen. Was für ein toller Moment! Alle waren überglücklich, nach dieser großen Abenteuerfahrt so weit von Zuhause entfernt wieder beieinander zu sein. Aber wir wollten in diesen Moment auch nicht vergessen, wer uns diese wahnsinnig tollen Erlebnisse ermöglicht hatte und so bedankten wir uns mit unseren Eltern ganz herzlich bei unseren Lehrern. Nach all den Nachtschichten, Problemen, Ausarbeitungen und Absprachen hatten sie es sich mehr als verdient, einmal im Zentrum zu stehen und unseren Applaus, Blumen und ein kleines Geschenk zu erhalten.
Während die anderen sich gegenseitig verabschiedeten und nach Hause gehen konnten, mussten Saihan und ich (Carlene) noch eine knappe Stunde auf den nächsten Zug aus Hamburg warten, in der Hoffnung, dass die verloren gegangenen Koffer mit im Zug sind. Glücklicherweise waren sie dabei und wir konnten jetzt auch erleichtert nach Hause fahren.
Fazit:
Dieser Austausch war unglaublich toll und er wird für uns unvergesslich bleiben. Dass uns der Abschied von den Kirgisen so schwer fiel, zeigte, dass wir uns alle miteinander sehr gut verstanden hatten und richtige Freundschaften entstanden waren. Unheimlich viele Tränen flossen und wir werden alle noch ein wenig brauchen, diese zwei Wochen zu verarbeiten. Wir können es jetzt schon kaum abwarten, die Kirgisen im März in Bremen zu begrüßen und hoffen, dass dieser Austausch jetzt mehr ins Bewusstsein der Schule und Schüler gerückt ist. Man muss Kirgistan selbst erlebt haben und niemand wird bereuen, einmal über seinen Tellerrand geschaut zu haben.