Endlich wieder vereint – Unser erstes Wochenende

Nach 176 Tagen können wir unsere kirgisischen Freunde endlich wieder in die Arme schließen. Das erste Wochenende ist für die gemeinsame Zeit mit den Gastfamilien vorgesehen. Somit hat jeder die Chance, die erste gemeinsame Zeit ganz individuell zu gestalten.
ERWARTUNGEN
Ich denke, dass dies ein schönes erstes Wochenende mit vielen neuen Eindrücken für die Kirgisen werden wird. Ein Wochenende voller positiver Energie und vielen lächelnden Gesichter, wie Herr H. sagen würde.
Dort standen wir nun, zitternd, auf Gleis 10 des Bremer Hauptbahnhofes, mit Hüten und Plakaten ausgestattet und warteten gespannt. Im kühlen Wind wehte die kirgisische Flagge.
Als wir die zwei Vorderlichter des Zugs erblickten und das Quietschen der Bremsen hörten, machten wir uns auf den Moment bereit, auf den wir uns 25 Wochen gefreut hatten. Wir rannten am Zug entlang und suchten nach unseren kirgischen Freunden. Endlich erblickten wir, ein uns bekanntes Gesicht: Samara, die Lehrerin. Und nach und nach entdeckte jeder seinen Austauschpartner. Die Freude, dass wir uns endlich alle in die Arme schließen konnten, war riesig. Nach einem Schwall aus Umarmungen nahmen wir die Koffer unserer Austauschpartner bzw. wir versuchten es mit mehr oder weniger Erfolg, da die meisten der Kirgisen diese Hilfe nicht annehemen wollten. Wir begaben uns alle zu den Autos und fuhren nach Hause. Im trauten Heim angekommen, gab es für unsere vier Kirgisen erstmal ein paar Fladenbrote, Tzatziki und Oliven. Danach fielen wir müde in die Betten und schliefen ein.
Am nächsten Morgen gab es erstmal ein gut bestücktes Frühstück. An diesem Tag wollten wir den Kirgisen die Innenstadt zeigen, damit sie den Bremern schon mal ein Stück näher kommen konnten. Anton hatte an diesem Tag ein Fußballspiel und Barsbek hatte es sich nicht nehmen wollen, beim Spiel zu zusehen. Nach einem gewonnen 2:0 kamen beide nach Hause. Währenddessen habe ich mit den anderen einige typisch kirgisischen Kartenspiele gespielt, wie zum Beispiel „Idiot“ und „Schwarze Frau“, was das gleiche wie „schwarzer Peter“ist. Der Verlierer musste den anderen einen Wunsch erfüllen, was damit endete, dass ich versuchte ,den „Kurut“ Geschmack mit Wasser wegzubekommen. Nach einer guten Stunde, entschieden wir uns dazu, mit dem Bus und der Bahn in die Stadt zu fahren. Bei einem bekannten Fast Food Restaurant, trafen wir auf die anderen.
Für viele Kirgisen war es der erste Besuch, bei dem besagten Restaurant, da es dies in Bischkek nicht gibt. Nachdem weitere Leute dazu gestoßen waren, wollten wir mit unserer kleinen Touristenführung beginnen. Der Schnoor war die erste Station unserer Exkursion und dort fragten wir einen verkleideten Mann nach der engsten Gasse im Schnoor. Auch der Marktplatz bot sich gut an, um den eigenen Instagram-Account aufzufüllen. Weiter ging es dann in der Söge- und Böttcher-Straße, in der die Bonbon Manufaktur nicht lang unentdeckt blieb. Natürlich gehört zu einem typischen „Bremer Tag“ nicht nur der Roland, die Bremer Stadtmusikanten und weitere Sehenswürdigkeiten, sondern auch das Norddeutsche „Schietwetter“, das uns den ganzen Tag über begleitete.                                                                                            PHOTO-2019-03-19-01-08-34
Am späten Nachmittag fuhren alle wieder zu sich nach Hause, um sich mit Mittagessen, für den Abend, zu stärken. Jasper hatte uns nämlich angeboten, in einem kleinen Schuppen seines Rudervereins, ein wenig zu entspannen, zu essen und Musik zu hören. Obwohl es in dem kleinen Raum keine Heizung gab, war es auf den alten Sofas und zwischen den vielen Decken, wohlig warm. Zwischendurch gingen wir auch zum Steg ans Wasser. Einige Kirgisen nutzten die Gelegenheit um ein wenig in der Gegend herum zu radeln. Es wäre wahrscheinlich schlauer gewesen zu fragen, in welche Richtung sie fahren wollten, aber auf diese Idee war niemand gekommen. Als wir also aufbrechen wollten, fehlten zwei der Gruppe. Im gelblichen Licht der Straßenlaternen suchten wir nach den Verschollenen. Jasper, Anton und Lennart machten sich auf der Linken Seite auf die Suche, bis die zwei Vermissten, nach einer halben Ewigkeit von der rechten Seite angefahren kamen.
Alles war gut gegangen und wir waren vollzählig. Wir sind dann mit der Bahn zurück gefahren und früh ins Bett gegangen, da am nächsten Tag, die Fahrt nach Sahlenburg anstand.
Am Sonntag Morgen sind wir relativ früh aufgestanden, um nicht zu spät in Sahlenburg anzukommen. Nicht alle hatten sich dazu entschieden an die Nordsee zu fahren, so waren wir nur eine kleine Gruppe. Nach dem Frühstück ging es mit den Autos an die Nordsee. Nach gut eineinhalb Stunden waren wir am Meer angekommen. Auch das war für die Kirgisen die erste Begegnung mit dem Meer und mit Ebbe/Flut. In einem kleinen Museum über die Nordsee schauten wir uns die ausgestopften Nordsee Tiere an. Später am Strand war es furchtbar windig und fast ein bisschen stürmisch, aber trotzdem schien die Sonne und auch nur einige vereinzelte Wolken mischten sich unter den blauen Himmel. Da wir fanden, dass dies die perfekten Bedingungen für eine kleine Wattwanderung seien, rissen wir uns die Schuhe und Socken vom Leib und liefen durch das kalte Watt. Da sich das Gefühl in unseren Füßen nach kurzer Zeit verabschiedet hatte, war es auch garnicht mehr so kalt. Die Erwachsenen warteten währenddessen am Strand. Wir kamen völlig durchnässt an den Strand zurück. Einige Kirgisen sammelten Muscheln und natürlich wurden auch weitere Fotos gemacht. Zurück im kleinen Dorf bekam jeder Kirgise ein Fischbrötchen in die Hand gedrückt, das sie in einer kleinen Fischbude verspeisten. Allen hatte es auch sehr gut geschmeckt. Danach wollten wir noch ein Eis essen, um das Fischbrötchen etwas abzurunden. Die Eisdiele hatte genau vier Eissorten mit vier verschiedenen Joghurt-Varianten. Nachdem jeder die Qual der Wahl hatte, gingen wir, mit einem Eis bewaffnet, durch den Wald spazieren. Der Spielplatz der uns auf dem Weg begnete, sah so verlockend aus, dass wir alle erstmal Rutschen, Schaukeln und Seilbahn fahren mussten. Nach zwei Runden des lustigen, aber doch recht brutalen, kirgisischen Spiel, bei dem einer versuchen muss, durch die Arme der gegenüber stehenden zu rennen, gingen wir am Strand zu den Autos zurück. Die Flut hatte währenddessen eingesetzt und somit hatten die Kirgisen auch die Chance, das „richtige“ Meer zu sehen. Alle haben sich sehr über die neuen Eindrücke gefreut und wir alle waren am Abend sehr erschöpft und wollten uns nur noch ausruhen. Trotzdem wurden wir am Abend noch einmal in unserer Ruhe gestört, als wir erfuhren, dass sich Dastan beim Fahrradfahren den Arm verletzt hatte und ein Stückchen vom Knochen abhanden gekommen war. Zum Glück wurde er gut versorgt und er konnte am nächsten Tag wieder mit einem Lächeln zur Schule kommen.
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BEMERKENSWERTES
Ich muss sagen, dass ich nach der kleinen Exkursion an die Nordsee aber auch unserer eigene kleine Stadtführung bemerkt habe, dass Norddeutschland schon ganz schöne Ecken hat. Und es macht Spaß, den Kirgisen alles zu zeigen, also wie wir hier leben, die Kultur, die Landschaft und vieles mehr.
HERAUSFORDERNDES
Es ist wirklich etwas anderes, wenn man Gast oder Gastgeber ist. Als Gast fühlt man sich eigentlich immer ganz sicher und behütet, obwohl man fremd in einem Land ist. Aber als Gastgeber hat man noch viel mehr Verantwortung und man fühlt sich auch schnell schuldig, wenn es den Gästen nicht gut geht oder etwas schiefläuft. Somit fühlt man sich trotz alltäglichen Situation in der eigenen Stadt doch ein wenig unsicher.
FAZIT
Es gibt gute und schlechte Kombinationen. Eis und Joghurt lässt sich gut kombinieren. Sonne und eine Wattwanderung auch.
Wie das bei den Kirgisen und Fahrrädern aussieht, darüber bin ich mir noch nicht ganz im Klaren.