Erwartungen
Ein ganzer Tag an der Domsheide. Bürgerschaft, Bremer Rat für Integration, Senatskanzlei. Termine, Termine, Termine…Ich hoffe, dass uns bei dem eng getakteten Plan auch ein bisschen Ruhe für ein entspanntes Miteinander bleibt, sodass wir und vor allem die Kirgisen ihre Entdeckungen und Erfahrungen auch irgendwie verarbeiten können.
Erlebnisse
Eigentlich startete der Dienstag entspannt, denn schließlich mussten wir erst 9:45 Uhr am Roland sein. Hier empfing uns der kirgisische Honorarkonsul Dr. Haas, der gestern erst von einem Kurztrip nach Bischkek zurückkehrte und unsere Gruppe unbedingt kennenlernen wollte. Er begleitete uns heute als „Ehrengast“, sodass wir auch gleich die Chance nutzten, um vor dem Bremer „Manas“ ein Bild mit ihm zu machen.
Kurz vor Zehn waren wir auch endlich vollzählig und traten in die Bremer Bürgerschaft, wo man uns schon erwartete. Ich glaube, dass nicht jedem Schüler zu diesem Zeitpunkt klar war, welchen Ort wir gleich besuchen sollten. Die Bürgerschaft ist das Landesparlament unseres kleinen Stadtstaates und in der Hinsicht einer der wichtigsten Orte in Bremen. Dass wir heute einen Blick hinter die Kulissen werfen konnten, das Parlament wirklich hautnah erleben konnten, ist vor allem im Vergleich mit Kirgistan herausragend. Dort standen wir auch vor dem Parlament, das von riesigen Zäune abgeschirmt wurde – ein Zutritt für uns war undenkbar.
Unsere Führerin gestaltete unseren Rundgang sehr abwechslungsreich und lebendig. Wir erfuhren etwas über die bisherigen Bürgerschaftspräsidenten, vor allem den vor Kurzem verstorbenen Christian Weber, die Entstehung des Hauses, den „Streit“ um das moderne Aussehen beim Bau und nicht zuletzt über die Zusammensetzung (68 aus Bremen und 15 aus Bremerhaven) und Arbeitsweise der Bremer Bürgerschaft. Dazu konnten wir zum Schluss direkt in den Plenarsaal, saßen auf den Stühlen der Abgeordneten und durften sogar ans Redepult. Also alles andere als langweilig, sondern wirklich lehrreich.
Jetzt hatten wir eine kurze Pause, bis wir 12 Uhr zum Gespräch beim Bremer Rat für Integration geladen waren. Manche verschwanden bei Mc Donalds, wir zeigten unseren Gästen den Bremer Dom. Unsere Lehrer wurden von Herrn Dr. Haas in die Räumlichkeiten seiner Kanzlei auf einen Kaffee eingeladen.
Frau Cerna (Vorsitzende des Bremer Rat für Integration) und Frau Senyürek vom Bremer Rat empfingen uns im Anschluss sehr freundlich in ihren Räumlichkeiten genau unter der Bürgerschaft im Europa-Zentrum. Hier stellten wir uns erstmal einander vor und kamen dann ins Gespräch über die Arbeit des ehrenamtlichen Rates. 60 Mitglieder aus allen Gesellschaftsschichten engagieren sich in unterschiedlichen Arbeitsgruppen, bringen ihre jeweilige Profession ein und versuchen mit dem Blick aus der Praxis die Realität für alle Bremer zu verbessern. Frau Cerna war es dann auch besonders wichtig, klarzustellen, dass der Rat sich um die Belange aller Bremer kümmert und keineswegs nur für „Migranten“ da ist. Auch wenn der Rat Ansprechpartner für Einbürgerung, Sprachkurse, Weiterbildung, Asylrecht, usw. bietet, geht es ihm immer um das Zusammenleben aller in Bremen. Deswegen hat man sich auch mit einem Forderungskatalog an die Parteien vor der Wahl gewendet, um auf Bereiche aufmerksam zu machen, die für ein besseres Zusammenleben verändert werden müssten. Es ergab sich dann ein nettes Gespräch, dass unsere Lehrer noch weiterführten, als wir Schüler uns schon stärkten. Man hatte nämlich ein wirklich leckeres Büffet für uns zusammengestellt, sodass wir der kirgisischen Gastfreundschaft auch unsere bremische gegenüberstellen konnten.
Noch war unser „Tag an der Domsheide“ jedoch nicht vorüber, schließlich stand noch der Besuch im Rathaus an. Nur wenige unserer Gruppe wussten, welche Pracht sie dort erwarten würde. Als wir dann mit unserer Führerin die Rathaushalle betraten, fielen bei allen die Kinnladen nach unten. Riesige Gemälde an den Wänden, von der Decke hängende Schiffsmodelle, bemalte Fenster und Decken, feinste Schnitzereien. Gerade wenn man manche dunklen Ecken Bremens kennt, mag man solche wunderschönen Räume gar nicht erwarten. Ob Güldenzimmer, Festsaal, Gobelin-Zimmer oder Senatssaal – alle Türen öffneten sich für uns und wurden uns und unseren kirgisischen Freunden gern gezeigt. Eine solche Ehre zu erfahren und letztlich auch einen tiefen Einblick in ein weiteres „Machtzentrum“ Bremens zu bekommen, machte alle sehr stolz. Zum Schluss begegneten wir sogar noch dem Bürgermeister Herrn Siehling und ärgern uns jetzt noch, dass wir diese Chance nicht für ein Bild genutzt haben.
Jetzt war aber auch allen anzumerken, dass sie etwas Abstand von so viel Politik und Architektur brauchten. Wir zerstreuten uns in der Innenstadt, die Kirgisen wollten wiederum zum goldenen M und irgendwann ging es dann auch mit der Straßenbahn heim.
Bemerkenswertes
Die Führung durch die Bremische Bürgerschaft und dem Rathaus war sehr interessant. Es ist toll, dass wir mit so offenen Armen empfangen wurden. Das ist nicht selbstverständlich und ich denke, dass viele ein paar Tage brauchen, um die Bedeutung unserer Besuche wirklich wert-/einschätzen zu können.
Fazit
Ein schöner und intensiver Tag mit „Demokratie zum Anfassen“.