Erwartung
Heute stand die Fahrt nach Bremerhaven ins Auswandererhaus an. Es sollte ein anstrengender, aber auch spannender Tag werden. Ich persönlich hoffte, dass wir keine schlechten Erfahrungen mit dem Wetter machen müssen und es ein bereichernder Tag werden wird.
Erlebnisse
Um 6:30 Uhr begann unser Morgen mit einem ausgiebigen und leckeren Frühstück. Wir holten Frithjof, Bermet und Dastan mal wieder verspätet ab und trafen uns mit den anderen um 8:25 Uhr am Bahnhof. Die Zugfahrt begann, dank Frithjof, mit einem kulturellen Einblick in die Musikwelt Deutschlands. Wir überbrückten die Zeit mit Musik, Ausblicken auf die „Natur“ Norddeutschlands und einer schmerzhaften Abwandlung von „Schere, Stein, Papier“. Als wir um 9:50 Uhr am Auswandererhaus ankamen, merkten wir, dass unsere Führung erst um 10:30 beginnen wird, deshalb durften wir noch die Gegend von Bremerhaven in Begleitung der Austauschhymne „Maria Magdalena“ erkunden. Die kreischenden Möwen und die salzige Brise begleiteten uns zur Shopping Mall. Gestärkt mit Pizza, Limonade und Schokolade ging es flugs zurück zum Treffpunkt.
Zu Beginn unserer Führung bekamen wir einen Boarding Pass, damit eine Identität und Lebensgeschichte eines ausgewanderten Menschen zugeordnet, mit dem wir die Audiodateien im Auswandererhaus öffnen und somit eine individuelle Migrationsbiographie erforschen konnten. Wir starteten in einem nachgestellten Hafen im Jahr 1920. Die Darstellung war bemerkenswert und gruselig. Ein paar von uns fürchteten sich vor den Puppen und andere machten Fotos für ihre Instagram Accounts. Es war schwierig die Puppen von den richtigen Menschen zu unterscheiden. Der nächste Raum hieß „Raum der 7 Millionen“. Es wanderten insgesamt 7,2 Millionen Menschen von Bremerhaven, vorwiegend nach Nordamerika, aus. Die Gründe waren von Jahrzehnt zu Jahrzehnt verschieden. Von 1880-1920 war eine große Arbeitslosigkeit in Deutschland, die viele zwang, auszuwandern. Außerdem gab es Pogrome im zaristischen Russland, wodurch viele Juden und andere flohen. Während des 2. Weltkrieges flüchteten wiederum viele Juden vor dem NS-Regime und dem Holocaust und versuchten so zu überleben. Es gab viele Gründe auszuwandern. Die vielen Audiodateien der Auswanderer, die über ihr Schicksal berichteten, brachten uns diese näher. Uns Deutschen fiel auf, dass die Kirgisen sich, im Gegensatz zu uns, die Audios genauer anhörten und aufschrieben, was passiert war.
Wir betraten das Schiff, auf dem es zu unserem Vergnügen Kleidung der Menschen, der damaligen Zeit, zum Anziehen gab. Ihn wenigen Sekunden verwandelten wir uns in Passagiere der dritten Klasse. Ein gelungenes Umstyling! Auf der „Insel“ Ellis Island (vor der Stadt New York liegend und zentrale Anlaufstelle für alle Einwanderer in die USA ab den 1920er Jahren) unterzogen wir uns einer Befragungs-Prozedur, die die Passagiere der dritten Klasse über sich ergehen lassen mussten- durch viele Polygamisten und Anarchisten (unter anderem Auswahlkriterien der USA) in unserer Gruppe, schaffte es nur die Hälfte nach Amerika. Am Ende erreichten wir die Grand Central Station. Wieder 2019 angekommen, bekamen wir etwas zu essen. Unserem Tisch wurde der deutsche Tischspruch „piepiepiep“ aufgrund der Lautstärke verboten. Der Angestellte fauchte uns förmlich zur Ordnung. nunja, bei dem großen Andrang am heutigen „Internationalen Tag gegen Rassismus“ vielleicht auch verständlich.
Nach einer einstündigen Pause und einem Foto für die Presseabteilung des Auswandererhauses gingen wir zurück in unseren Raum und fingen zur Freude von uns Schülern an zu arbeiten. Wir wurden in Gruppen aufgeteilt und jede Gruppe bekam den Namen eines Auswanderers, zu dem wir Aufgaben machen mussten. Im Eingangsbereich war alles im Stil der 1970er Jahre eingerichtet. Die kleinen Geschäfte, wie zum Beispiel der Friseur, das Antiquariat oder das Schaufenster enthielten versteckte Hinweise und Hörstationen zu den Auswanderern. Dies half uns, die Aufgaben zu lösen. Etwas unbemerkt davon, wurden Lennart, Begaim und Herr Schünzel noch von der Nordwest Zeitung für ein Porträt interviewt. Nach Azhar und Narina werden damit wohl die nächsten Medienstars geboren. We´re getting famous…
Als wir unsere Aufgaben mehr oder weniger mit Bravour gemeistert hatten, versammelten wir uns alle und bekamen erklärt, wie ein Podcast produziert wird. Wir sollten einen Podcast über unseren Auswander schreiben. Dies machte uns allen sehr viel Spaß und jede Gruppe hatte eigene kreative Ideen. Nach einer halben Stunde wurde jede Gruppe in das Aufnahmestudio gerufen und wir trugen unseren Podcast vor. Frithjof merkte durch einen Stoß mit seinem Kopf gegen die Lampe, dass das Studio zu klein für ihn war. Trotz allem haben wir es alle gut bewältigt und waren zufrieden mit unserer Leistung.
Herr Schünzel hatte zum Abschluss die Idee, dass die Kirgisen eine Postkarte an ihre Gasteltern schreiben. Also ging es los ud auf die Suche nach schönen Karten. Auf dem Weg wurde natürlich noch das ein oder andere Eis vernichtet. Mit einem gewagten Sprung von der Brücke auf das sichere Land wurde der Tag in Bremerhaven beendet und wir fuhren nach Hause.
Dort angekommen, wollten Aizhan, Begaim, Barsbek und Narina für unsere Familie ein kirgisisches Nationalgericht kochen, da heute das muslimische Neujahrsfest gefeiert wird, welches unsere Gäste in ihrer Heimat natürlich ausgiebig gefeiert hätten. Die sehr leckeren Gerichte nannten sich Samsy, Plov und Schakarap. Während wir das Essen genossen, spielten die anderen Fußball und wir ließen alle unseren Abend ausklingen.
Fazit
Es war schön den Geruch Kirgistans durch das abschließende Abendessen wieder in der Nase zu haben.