Erwartungen
Heute steht der Besuch beim Bunker Valentin und ein dreistündiges Seminar auf dem Plan. Mit der Erwartung doch eher langweilige Vorträge zu hören, freut man sich dennoch auf das angesagte, gute Wetter und den gemeinsam geplanten Abend.
Erlebnisse
Nach einer recht kurzen Nacht begann der Tag um 6 Uhr in der Früh. Wach werden, frühstücken, losfahren. Auf unserem Weg zum Hauptbahnhof, von wo aus wir zum Bunker Valentin fahren, stießen immer mehr Schüler unserer Gruppe dazu.
Nach einer Stunde Zugfahrt kamen wir endlich in Bremen- Farge an, wo dann wir Schüler die Lehrer überstimmten und wir gemeinsam zum Bunker liefen. Unter der Frühlingssonne zu wandern, die Wärme zu spüren, war ein wunderbares Gefühl, welches aber auch nur bis zur nächsten Ecke halten sollte.
Auf einmal kam der Bunker zum Vorschein. Ein riesiges graues Ungetüm. Das massive Betongebäude, welches an seiner höchsten Stelle 33 Meter hoch ist, machte Eindruck und bereitete einigen von uns Beklemmung. Im Windschatten des Bunkers begaben wir uns dann in einen Seminarraum der Denkortes, von wo wir aus mit unserer Führerin Xenia (die in Kirgistan geboren wurde) starteten.
Zu Beginn unseres Seminars lagen am Boden mehrere Bilder am Boden aus. Jeder Schüler sollte sich ein Bild nehmen, beschreiben, was zu sehen ist und Vermutungen zum Bezug auf den Bunker anstellen. Ksenia sammelte unsere Ideen, hakte nach, ließ sich genauer erklären. Unsere Vermutungen wurden mehrheitlich bestätigt, einige aber auch gerade gerückt. Wiederum war aber festzustellen, dass die Kirgisen teilweise wirlich hervorragend Deutsch sprechen.
Daraufhin begann der interessantere Teil des dreistündigen Seminars – die Führung durch die Ausstellung sowie durch den Bunker selbst. Die erste Station der Führung war das Mahnmal, welches errichtet wurde, um an die Unmenschlichkeit der Nazis zu erinnern. Bemerkenswert fand ich, dass dieses kleine Mahnmal außerhalb des Bunkergeländes aufgestellt wurde, da die Bundeswehr den Bunker bis in unsere Zeit nutzte.
Danach ging es in den Bunker und zu einer Projektorinstallationen, die die Entwicklung veranschaulichte. Ksenia führte uns durch die Ausstellung und somit erfuhren wir einiges über die Hintergründe, die Idee des Baus und die beteiligten Personen. Ein großes Fenster gab den Blick in das Innere des Bunkers frei. Eine gewaltige Halle, dunkel, nass und unheimlich. Aber wir erfuhren auch, dass die Frühlingswärme hier drin nicht ankam. Als wir aus dem Ausstellungsraum in den Bunker gingen, spürten wir die Kälte, die die meterdicken Wände speicherten.
Der „unberührte” Teil des Bunkers war für viele sehr eindrucksvoll, da man dort die Geschichte zum Greifen nah vor sich liegen hatte. Die Einschlagsorte der alliierten Bomben waren klar zu erkennen. Das Gestripp aus Stahl und Betonresten hing wie damals von der Decke. 10000 Menschen arbeiteten 22 Monate Tag und Nacht an diesem Bauwerk und ein einziger gezielter Bombenangriff brachte das ganze Projekt zum Erliegen. Kein einziges U-Boot verließ Farge, sodass der Bunker Valentin am Ende eine völlig sinnlose Menschen- und Materialverschwendung war.
Damit steht der Bunker jedoch stellvertretend für unzählige NS-Bauvorhaben und für ein Kriegswirtschaftssystem, dass lediglich mit Hilfe massiver Zwangsarbeit am Leben gehalten wurde. In Bremen Farge arbeiteten Menschen aus Irland, Frankreich, Polen, usw. gegen ihren Willen unter schwersten Bedingungen, wurden getrennt von ihrer Heimat, von ihrer Familie und ihrem Alltag. Schätzungen zufolge hat das Zwangsarbeitersystem des Nationalsozialismus 22 Millionen Menschen eingebunden, den 2. Weltkrieg um 2 Jahre verlängert und am Ende 15 Millionen Menschen das Leben gekostet.
Zum Schluss unseres Seminars haben wir uns noch einen kurzen Film angeschaut, welcher ein Projekt vorgestellt hat, welches sich mit der Aufarbeitung von Flucht-/ Kriegsgeschichten “aktueller” Flüchtlinge auseinandersetzt. Der Bezug zum Bunker blieb hier jedoch etwas konstruiert. Dennoch war die Exkursion für alle sehr aufschlussreich und auch spannender als erwartet.
Am frühen Nachmittag ging es dann wieder zurück, wobei einige für ihre “Faulheit” bestraft wurden. Mit dem Ziel, den Weg abzukürzen, sind wir quer über einen Sportplatz gelaufen, ehe uns auffiel, dass dieser eingezäunt war. Nach kurzer Klettereinlage ging es jedoch ohne Blessuren á la Dastan zum Bahnhof und auf den Rückweg nach Bremen.
Am Hauptbahnhof angekommen, sind wir dann alle in unterschiedliche Richtungen geschwirrt mit dem Plan, uns am Abend wieder zu treffen. Zuhause gab es dann erstmal eine Stärkung und ein bisschen Zeit mit den (Gast-)Geschwistern, ehe wir uns wieder auf den Weg gemacht haben, um uns mit den anderen zu treffen. Im Garten der Familie W. versuchten wir, den Kirgisen Tischtennis beizubringen – eher schlecht als recht, aber der Spaß war unbezahlbar. Später, als dann alle da waren, gab es Lagerfeuer, Essen und gegrillte Marshmallows, was für viele Kirgisen etwas ganz Neues war. Der Abend endete schließlich mit Feuer, Bi…Brause und Live-Musik von Jasper.
Herausforderndes
Der Transport von Getränkekisten auf dem Fahrrad sowie das Erlernen von Spielregeln kann unfassbar schwierig und vor allem anstrengend werden.
Bemerkenswertes
Das echt gute Wetter – ausnahmsweise hat sich das norddeutsche Schietwetter nämlich hinter der Sonne versteckt.
Erkenntnisse
Mit einem Getränkekasten lässt es sich echt schlecht Fahrrad fahren. Tischtennisspielen macht ohne Regeln deutlich mehr Spaß. Abkürzungen sind ab und zu der längere Weg.