Dienstag, 26.03.

Erwartungen
Ich hoffe auf ein erfolgreiches Interview auf Augenhöhe und anschließend einen schönen Nachmittag mit der Gruppe.
Erlebnisse

Aufstehen, duschen, frühstücken. Heute durften wir es etwas langsamer angehen, denn wir trafen uns erst 9:40 Uhr am Bahnhof, um von dort zum Interview mit der Integrationsbeauftragten zu gehen. Kumars und mein Tag begann aber erstmal mit Warten. Warten auf den Bus, warten auf einen Sitzplatz, da der Bus schon randvoll mit 7. Klässlern auf dem Weg zum Focke-Museum war, warten auf die Bahn in Huckelriede. Trotzdem kamen wir pünktlich an, trafen die anderen am Eingang und gingen dann rüber zum Tivoli-Gebäude, indem wir unser Interview mit dem Referat für Integrationspolitik Bremens führten. Die Referatsleiterin selber war leider verhindert, deswegen führten wir das Interview mit Rainer Schmidt, Sevda Atik und Nazum Tosum.

Nachdem alle drei Interviewpartner sich vorgestellt, nahm sich Herr Schmidt viel Zeit für uns und unsere Fragen und beantwortete diese manchmal sogar zu ausführlich. Es zeigte aber, dass sich das Referat sehr gut auf unser Kommen vorbereitet hatte. Wir sprachen über Integrationsmonitoring, wichtige Daten (es leben z.B. über 500 Kirgisen in Bremen), die Entwicklung der Migrantionssituation in Bremen und die daraus entstandenen und entstehenden Herausforderungen. Es ging aber auch um Ideen wie die einer Migrantenquote in den Schulen, was laut Schmidt schon rechtlich und logistisch nicht machbar wäre. Nicht zuletzt wäre stets die Frage, wer als Migrant gelte und wer als Deutscher.
Herr Tozum übernahm mit einem Kurzabriss der Etappen der deutschen Einwanderungsgeschichte. Wann, woher und warum die Gastarbeiter kamen, wie man ihnen begegnete, dass man in den 80er Jahren unter Helmut Kohl versuchte, die Gastarbeiter zur Rückkehr zu bewegen (dazu aber auch große Hilfe beim Aufbau der Anadolu/Rückkehrer-Schulen in der Türkei leistete, Anm. d. Red.), wie das Wachstum der EU vor allem Menschen aus Osteuropa ermöglichte, in Deutschland zu arbeiten und wie u.a. durch die Konflikte in Syrien ab 2015 eine neue Migrationswelle in Deutschland ankam.
Frau Atik wiederum band uns Schüler ein und erfragte unsere Positionen. Hieraus ergab sich der für mich spannendeste Teil, weil wir jetzt wesentlich aktiver werden konnten. Was müsste passieren, damit ich mein Land verlasse? Was würde ich mitnehmen? Ein sehr interessantes Gedankenexperiment, dass vor allem vor dem Hintergrund der alten und kleinen Koffer im Auswandererhaus, nachdenklich stimmte.

PHOTO-2019-03-26-15-32-19PHOTO-2019-03-26-15-32-17_1
Um knapp 13:00 trafen wir die andere Gruppe wieder, welche das Interview mit einem Mitglied des Bremer Rat für Integration in der Schule hatte. Herr Brandenburg, ehrenamtliches Mitglied der AG „frühkindliche und schulische Bildung“ sowie der AG „Arbeitsmarktintegration“, arbeitet eigentlich für die Firma Mondelez und fand neben seinen vielfältigen Aufgaben dennoch zeit, uns über die Idee und die Aufgaben seiner Arbeitsgruppe zu berichten. Die Vorsitzende des Rates hatte in unserem ersten Gespräch ja bereits klargestellt, dass sich der Rat prinzipiell für alle Bremer einsetzen möchte. diese Aussage musste Brandenburg für seine AG etwas relativieren, da seiner Meinung nach Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund besonderen Förderbedarf haben. Auch er hielt eine Quotenregelung für Klassen für unpraktikabel. Unsere Nachfrage zu Gründen für das ständige schlechte Abschneiden Bremens im PISA-Vergleich beantwortete er mit einer Forderung nach einer noch effektiveren Berufsorientierung und einer verbesserten Förderung der Leistungsspitze. Außerdem wäre PISA kritisch zu sehen, da Bremen statt mit anderen Bundesländern mit gleich großen Städten ähnlicher Zusammensetzung verglichen werden müsste. Das Gespräch war spannend und man hätte sicherlich noch weitersprechen können, aber die Zeit lief davon. OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Als unsere Gruppe wiedervereint war, entschieden wir uns für eine Fahrt zum Ochtum Park. Die Kirgisen waren heiß auf gute Schokolade und die bekommt man eben bei Hachez. Sie gaben dort bestimmt zusammen um die 250€ ausgegeben, da jeder für die Eltern, Großeltern, Geschwister, Freunde und weitere Verwandte einkauftet. Nebenan war dm, unser nächste Anlaufpunkt. Eine Drogerie wie viele andere, aber für die Kirgisen etwas ganz Spezielles. Eine Stunde mussten wir nach Seife, Shampoo, Schminke, Parfum und anderen Kosmetikartikeln schauen, denn auch hierfür gab es wohl eine Art Wunschzettel. Nachdem sich alle nochmal am Fotodrucker ein schönes Bild ausgedruckt hatten, fuhren die meisten zu Frithjof. Ich blieb allerdings mit Kumar und Barsbek im Ochtum Park und wir guckten nach Schuhen. Barsbek kaufte sich dann auch blaue Reebook, ich mir ein Paar Socken und Kumar schaute interessiert herum. Irgendwann ging es dann doch heim. Barsbek musste bereits nach 2 Haltestellen aussteigen, da er auch zu Frithjof ging, sodass wir dann zu zweit weiter fuhren. Wir machten uns bei mir schnell frisch und waren auch gleich wieder weg. Bei Frithjof warteten dann bereits Pizza und Salate auf uns Eingeladene. Nachdem wir gegessen hatten, sind wir Jungs raus und widmeten uns dem Fußball, bevor wir gegen 10 heimfuhren, damit ich noch für meine Bio-Arbeit lernen kann.