Montag, 25.03.

Erwartungen
Unsere Lehrer haben uns vorgewarnt: Heute stehen viele Projektarbeiten an, vor allem werden wir noch einmal die vergangenen Tag besprechen müssen. Meine Erwartungen sind für diesen Tag eher gering, vielleicht auch weil das Wochenende so toll war.

Erlebnisse
Nach einer kurzen Nacht begann unser Wochenstart zwar etwas später als gewohnt, doch immer noch zu früh. 9 Uhr trafen wir uns in der Schule und besprachen zunächst einmal unsere Eindrücke und Erkenntnisse der letzten Tage, zunächst von Auswandererhaus und Bunker Valentin. Also wieder in die Kleingruppen, damit wir noch einmal kurz und knapp zusammentragen konnten. Es ging um die Ursachen und die Auswirkungen der jeweiligen Migration (Auswanderung und Zwangsmigration), aber auch unsere „Aha-Effekte“. Das klappte problemlos und wir klebten unsere Lernzettel an die dazugehörigen Stellen. Damit wurde auch noch einmal für alle deutlich, wie viele Menschen von diesen Wanderungsformen betroffen war und wie sehr sich manche Migrationsgründe ähneln.

Im Schullandheim hatten wir eine tolle Zeit miteinander und konnten abseits der Stadt viel Spaß mit unserer Gruppe haben. Gerade deswegen waren wir auch noch etwas müde und bot sich auch noch eine weitere Diskussion an. So schön es in der Natur war: Würden wir eigentlich gerne auf dem Land leben wollen? Was spricht dafür, was dagegen? Unser Lehrer legten zunächst einmal zwei Zettel (Stadt, Land) auf den Boden und bildeten damit eine Meinungslinie, auf der wir Schüler uns dann einsortieren sollten, wo wir lieber leben möchten. Ich dachte eigentlich, dass sich alle klar auf der Stadt-Seite positionieren, aber es gab trotzdem einige Schüler, die das Landleben vorzogen. Jetzt sollte das Thema aber vertieft werden und wir entwickelten in unseren Gruppen jeweils Pro oder Contra-Argumente für das Leben auf dem Land. Die Vorstellung und Sammlung der Argumente an der Tafel zeigte, dass für beide Positionen viele Punkte sprechen. Mehr Eigenständigkeit vs. stärkere Abhängigkeit, nachhaltigeres Leben vs. eingeschränkte Möglichkeiten, bessere Gemeinschaft vs. Einsamkeit, … Unsere Diskussion hätte noch viel länger dauern können, nur zu einem Kompromiss wären wir nicht gekommen. Es bleibt letztlich eine individuelle Entscheidung, die natürlich auch vom Alter abhängig ist. Andererseits wurde auch klar, dass sich ein Staat hier nicht rausnehmen kann und eine Schieflage verhindern müsste. Nicht alle Menschen können in Städten leben, aber dafür müssen die Bedingungen auf dem Land auch zeitgemäß sein. Zur Grundversorgung gehören dann neben Einkaufsmöglichkeiten, Freizeitangeboten, medizinischer Betreuung auch ein vernünftiger Internetzugang.

Vor dem nächsten Punkt brauchten wir eine Pause, denn wir wollten uns noch einmal intensiver mit dem Thema „Binnenmigration in Deutschland“ auseinandersetzen. An zwei stummen Karten von Kirgistan und Deutschland zeichneten wir ein, wie die Migration im jeweiligen Land ausgerichtet ist. Für Kirgistan waren sich alle einig, dass der Hauptststrom nach Norden zur Hauptstadt Bischkek geht, die Wanderungsströme in Deutschland waren da schon komplexer. Viele vermuteten Bewegungen von Ost nach West, vom Land in die Stadt und in größere Zentren.

Diese Überlegungen sollten wir mit Hilfe von Diagrammen und Grafiken überprüfen. Unsere Aufgabe war nun, das Material zu sichten, 5 Grafiken auszuwählen und deren wesentliche Aussagen herauszuarbeiten. Wir stellten fest, dass die Ost-West-Wanderung von einer Nord-Süd-Wanderung abgelöst wurde, dass Menschen vor allem im Alter zwischen 20 bis 40 ihren Wohnort wechseln und hier mehr Frauen migrieren. Anhand der Daten wurde uns noch einmal bewusst, dass (Ab)Wanderung auch immer mit der Suche nach besseren Lebensbedingungen zu tun hat. Eine Statistik bewies, dass weniger Menschen eine Region verlassen, wenn sie sich dort wohlfühlen.OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Nach diesem sehr intensiven und anstrengenden Vormittag hatten wir uns das Mittagessen regelrecht erarbeitet. Am Nachmittag stand „nur“ noch Kultur auf dem Programm und zusammen sind wir zum Theater … Allerdings führt uns der „Faust“ nicht ins große Goethe-Theater, sondern in den kleinen Literaturkeller, der uns 25 Personen gerade so aufnahm. Theater fast zum Anfassen, denn der Gastgeber saß in Griffweite und spielte die Figuren des „Faust“ alle selbst. Selbst die Kirgisen, die sicher wenig von der poetischen Sprache Goethes verstanden, waren begeistert von der schauspielerischen Leistung. Für mich ein unerwartetes Tageshighlight.

Als wir nach draußen traten, hatte sich das Bremer Schietwetter gerade verzogen und wir konnten noch im Viertel Luft schnappen. Die Kirgisen fuhren gemeinsam mit Samara in die Stadt zum einkaufen, während wir Deutschen Kaffee trinken gegangen sind. Um 18 Uhr trafen wir uns alle an der Domsheide und machten uns wieder auf zu Anton und Greta. Lagerfeuer, Marshmallows, Stockbrot und Livemusik riefen und beendeten den Tag.

Herausforderung

Wenn alle in unterschiedlichen Gegenden sind, ist ein Wiedersehen gar nicht so leicht. Das gilt für Deutschland und Kirgistan, aber auch für Viertel und Altstadt. Logistische Meisterleitungen waren gefragt.

Bemerkenswertes

Ein ganzes Drama alleine aufführen und alle Figuren sprechen. Wahnsinn.