Unser Wochenende in Badenstedt Teil 2, 24.03.

Erwartungen

Ich erwartete einen eher entspannten und erholsamen Tag  und eine hoffentlich würdige Zeremonie für meine bislang so erfolgreiche Gruppe.

Erlebnisse

Gegen 8:20 wurden wir durch Herrn Schröders lautstarken und, wie ich finde, sehr speziellen Musikgeschmack geweckt. Wir wurden gezwungenermaßen Teil einer außergewöhnlichen Hörprobe einer Mischung aus Punk, Liedern der Roten Armee, Smetanas „Moldau“ und Wagner. Das Aufwachen ging deshalb doch relativ flott.

Um 8:40 standen wir im Bett, nachdem uns Frau Schmidt liebevoll, Herr Schünzel und Herr Schröder aber mit ihrem ganz eigenen Humor aufsuchten. Nach einer kalten Dusche gab es um 9 Uhr Frühstück. Die Lehrer hatten offensichtlich ihre kurze Nacht sinnvoll genutzt und werkelten bereits gut gelaunt in der Küche. Es gab warme Brötchen, viel „Auflage“, wie es Herr Schröder nannte, aber auch Rührei und Speckstreifen. Danach waren wir jedenfalls alle so weit wieder auf dem Damm, dass uns die erste Aufräumaktion und der zweite Teil der Olympiade nicht mehr schwer fallen sollte.

Gegen 10 Uhr blies man zur zweiten Runde der Olympiade und zunächst wurde unser Wissen getestet. Hier zählte Schnelligkeit, Lautstärke und dann Köpfchen, schließlich musste man den Zuschlag zur Beantwortung der Frage erhalten. Meine Gruppe trug abermals den Sieg von dannen, auch wenn Greta ziemlich gut die Jahreszahlen herbeten konnte. Im Kopfrechnenspiel sahen wir hingegen keinen Stich, vor allem nicht gegen Antons Rechnergehirn.

Nun folgte der krönende Abschluss an der frischen Luft – stark besenbezogene Staffelspiele. Im Kreis drehen, schnell auf einer Linie laufen, Besen auf einem und zwei Finger balancieren, am Besen rhythmisch die Hüften kreisen lassen, Bottle Flip. Nützliche und unnötige Fähigkeiten wurden gefordert und getestet, wiederum konnte meine Gruppe, wenn auch sehr knapp, den Sieg davontragen. Mein Stolz entlud sich in lautem Schrei: Wir hatten es geschafft. Olympiasieger der Deutsch-Kirgisischen Frühlingsspiele! Laura, Lena und Narina ich bin stolz auf euch. Ein großer Schritt für mich, aber ein sehr kleiner für die Menschheit.

Nach dem Aufräumen der Zimmer, die nachher wie geleckt aussahen, konnten wir uns die restlich Zeit noch mit einigen Ballspielen vertreiben. Das Wetter draußen war zu schön, unsere Projekte waren bislang zu gut gelaufen, sodass unsere Lehrer kurzerhand entschieden, die Diskussionsrunde zu Stadt- bzw. Landleben auf den Montag zu verschieben. Und so konnten wir ganz ungezwungen die Natur ums Schullandheim genießen, die wenigen Sonnenstrahlen nutzen und sonntagstypisch alle Fünfe grade sein lassen.  Schließlich folgte noch die offizielle Siegerehrung inklusiv mahnender Worte an die unterlegenen Gruppen, die offensichtlich noch einiges an Potenzial ausschöpfen müssen, um zur nächsten Olympiade zugelassen zu werden. Die drei Ersten bekamen hingegen nun auch ganz offiziell den für Olympiasieger sehr typischen Porzellanteller, kunstvoll und filigran vom verkannten Kunstlehrer Herrn Schünzel verziert.

Gegen 14:30 traten wir den Heimweg an, in einem glücklicherweise leereren Bus als am Vortag. Nach einer schlafreichen Busfahrt erreichten wir 15:45 Uhr den Hauptbahnhof und machten uns müde und glücklich auf nach Hause. Man kann es kaum glauben, aber ich kam heute noch einmal in den Genuss ein Gulasch zu verzehren. Natürlich war meines Vaters Fleischeintopf noch einmal sehr viel köstlicher als der schrödersche. Aber noch immer hatten meine Austauschpartner und ich noch nicht genug und wir zogen noch einmal los zum Fußballspielen. Nach tausend Ausrutschern, einigen Blessuren und gefühlten „Trümmerbrüchen“ sind wir um halb elf heim und direkt ins Bett gefallen. Kaputt gespielt.

Bemerkenswert

Die tolle Stimmung untereinander und das gemeinsame Lachen bei den einzelnen Aktionen unserer Olympiade. Die Motivation aller, auch die komischsten Spiele und Aufgaben erfolgreich zu lösen.

Fazit

Definitiv hervorragend!

Unser Wochenende in Badenstedt, Teil 1 23.03.

Erwartung

Ich erhoffte mir vom Wochenende, dass wir als Gruppe eine Menge Spaß haben und einige witzige Spiele machen würden! Fernab der Eltern, der Schule und vielleicht auch ohne Handy…

Erlebnisse

Am Samstagmorgen konnten wir glücklicherweise ausschlafen. So stand ich um 10 Uhr auf und weckte Dastan und Bermet, die allerdings schon wach war. Als Dastan nach einer Viertelstunde nicht zum Essen kam, schaute ich ein zweites Mal nach ihm und entdeckte ihn eingekuschelt unter seiner Decke… Also weckte ich ihn ein zweites Mal und ging nach unten zum Essen. Nach weiteren 10 Minuten schaute ich nun das dritte Mal nach Dastan und fand ihn, sich in aller Ruhe anziehend, in seinem Zimmer vor. Kirgisische Entspannung. Nach anfänglichen Schwierigkeiten konnten wir nun endlich mit dem Frühstück beginnen und packten nach dem Essen unsere Sachen für die anstehende Exkursion. Um 12:45 fuhren wir von Zuhause mit dem Auto Richtung Bahnhof los und kamen natürlich überpünktlich kurz nach 13 Uhr am Bahnhof an.

Um 13:33 fuhren wir mit einem, großzügig von Herrn Schünzel gestellten (bestellten, Anm. d. Red.), Linienbus Richtung Badenstedt los. Aufgrund des vielen Gepäcks und der mageren Sitzplatzmenge mussten einige Schüler stehen bzw. auf dem Boden sitzen (, was ihnen aber auch nicht sonderlich schadete, Anm. d. Red.). Als Jasper, Anton und ich unsere vorbildlich selbstgeschmierten (als ob) Brote auspackten, holte Herr Schünzel kalte Pizza aus seinem Rucksack (unklar, was der Autor hiermit ausdrücken möchte). Die Fahrt plätscherte so dahin. Der Handyempfang wurde schlechter, die Felder grüner.

Als wir um 14:40 am Schullandheim Badenstedt ankamen, hatte ich das Gefühl wirklich in Deutschland zu sein. Die Felder, der Wald, alles war wie in einem typischen Deutschland-Reiseführer! Nach einer herzlichen Begrüßung durch den Herbergsvater und Nachtfaltersammler Herrn Schröder, ebenfalls Lehrer unserer schönen Schule, bezogen wir unsere einfachen, aber gemütlichen Zimmer und bauten dann tatkräftig den Speisesaal auf. Im frisch eingerichteten Raum wurde nun ganz deutsch erst einmal feinster Kuchen verspeist und Kaffe getrunken. Dieser Umstand wurde von unseren Lehrern zugleich dafür genutzt, die erste Deutsch-Kirgisische Olympiade auszurufen.  Ab sofort galt es Ruhm, Ehre und liebevoll gestaltete „Pokale“ durch die Vierer-Teams zu erringen.PHOTO-2019-03-25-20-21-04_1

Als wir derartig gestärkt und auf dieses Ziel eingeschworen kurz nach Vier zu einer kleinen Wanderung ansetzen wollten, wurde ich (Frithjof) Opfer einer schweren Körperverletzung (leichte Schläge auf den Hinterkopf erhöhen das Denkvermögen) von Herrn Schröder. Als er mir befahl  mich höflichst darum ersuchte, meinen Fußball in den Kofferaum zu legen, schlug er fiel die Kofferraumklappe genau in dem Moment zu, als ich direkt unter ihr stand. Ohne Stimmungsverlust, aber dafür mit ein paar Gehirnzellen weniger ging es nun durch den Wald los zu einer alten Mühle. Auf dem Weg dorthin fingen wir an ein Lied auf unseren Austausch zu dichten, die erste Aufgabe unserer Olympiade.

Gegen Fünf erreichten wir die Mühle und befanden uns sofort in Runde Zwei des freundschaftlichen Ringens. Es ging ums Schätzen des Mühlenalters, was sehr viel leichter war, als abzuschätzen, wieviele Körner ein Brot ergeben. Herr Schröder erklärte uns mit viel Detailwissen und Leidenschaft die Funktionsweise der Mühle, das Fortbestehen der evolutionären Unterschiede zwischen Mann und Frau beim Jagen und Sammeln, die Relevanz des Bierbrauens beim Sesshaftwerden, … Derart kurzweilig ging unsere Wanderung schnell vorüber. Als wir gegen 18:30 Uhr an der Herberge ankamen, machten wir einen kleinen Zielwurf-Wettbewerb im Rahmen der Olympiade. Keines der Teams konnten die selbstgesteckten Ziele in diesem Wettbewerb erreichen, was jedoch beim folgenden Gulasch vergessen wurde. Nach dem kräftezehrenden Tag waren alle dankbar, von Herrn Schröder so deftig und gut bekocht zu werden.

Unser Abend fing jedoch erst an. Die Männerriege machte den Küchendienst und sammelte Kraftreserven für die anstehenden Wettkämpfe. Jede Gruppe musste zunächst ihre Sing- und Dichtkünste unter Beweis stellen. Diese Disziplin war wie geschaffen für mich und meine Backgroundsängerinnen. Wir starteten als Erste und brachten den Saal durch unsere Performance zu „Maria Magdalena“ zum Kochen. Meine Tanzkünste und mein Showoutfit ließen uns die Herzen (bzw. Löffel) nur so zufliegen.

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Nach dem ersten Zwischenstand und der, wer hätte es gedacht, eindeutigen Führung meiner Gruppe, gingen wir in den gemütlichen Teil über. Die Musik wurde aufgedreht, das B…die Brause verteilt und sogar Frau Schmidt und Samara, die kirgisische Deutschlehrerin, tanzten ausgelassen mit. Als um 24:00 Uhr die Feier von den Lehrern beendet wurde, gingen alle auf ihre Zimmer und waren, obwohl es erlaubt war, viel zu müde, um noch etwas mit den anderen zu machen…

Freitag, 22.03.

Erwartungen
Heute steht der Besuch beim Bunker Valentin und ein dreistündiges Seminar auf dem Plan. Mit der Erwartung doch eher langweilige Vorträge zu hören, freut man sich dennoch auf das angesagte, gute Wetter und den gemeinsam geplanten Abend.

Erlebnisse 
Nach einer recht kurzen Nacht begann der Tag um 6 Uhr in der Früh. Wach werden, frühstücken, losfahren. Auf unserem Weg zum Hauptbahnhof, von wo aus wir zum Bunker Valentin fahren, stießen immer mehr Schüler unserer Gruppe dazu.
Nach einer Stunde Zugfahrt kamen wir endlich in Bremen- Farge an, wo dann wir Schüler die Lehrer überstimmten und wir gemeinsam zum Bunker liefen. Unter der Frühlingssonne zu wandern, die Wärme zu spüren, war ein wunderbares Gefühl, welches aber auch nur bis zur nächsten Ecke halten sollte.

Auf einmal kam der Bunker zum Vorschein. Ein riesiges graues Ungetüm. Das massive Betongebäude, welches an seiner höchsten Stelle 33 Meter hoch ist, machte Eindruck und bereitete einigen von uns Beklemmung. Im Windschatten des Bunkers begaben wir uns dann in einen Seminarraum der Denkortes, von wo wir aus mit unserer Führerin Xenia (die in Kirgistan geboren wurde) starteten.
Zu Beginn unseres Seminars lagen am Boden mehrere Bilder am Boden aus. Jeder Schüler sollte sich ein Bild nehmen, beschreiben, was zu sehen ist und Vermutungen zum Bezug auf den Bunker anstellen. Ksenia sammelte unsere Ideen, hakte nach, ließ sich genauer erklären. Unsere Vermutungen wurden mehrheitlich bestätigt, einige aber auch gerade gerückt. Wiederum war aber festzustellen, dass die Kirgisen teilweise wirlich hervorragend Deutsch sprechen.

Daraufhin begann der interessantere Teil des dreistündigen Seminars – die Führung durch die Ausstellung sowie durch den Bunker selbst. Die erste Station der Führung war das Mahnmal, welches errichtet wurde, um an die Unmenschlichkeit der Nazis zu erinnern. Bemerkenswert fand ich, dass dieses kleine Mahnmal außerhalb des Bunkergeländes aufgestellt wurde, da die Bundeswehr den Bunker bis in unsere Zeit nutzte. OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Danach ging es in den Bunker und zu einer Projektorinstallationen, die die Entwicklung veranschaulichte. Ksenia führte uns durch die Ausstellung  und somit erfuhren wir einiges über die Hintergründe, die Idee des Baus und die beteiligten Personen. Ein großes Fenster gab den Blick in das Innere des Bunkers frei. Eine gewaltige Halle, dunkel, nass und unheimlich. Aber wir erfuhren auch, dass die Frühlingswärme hier drin nicht ankam. Als wir aus dem Ausstellungsraum in den Bunker gingen, spürten wir die Kälte, die die meterdicken Wände speicherten.

Der „unberührte” Teil des Bunkers war für viele sehr eindrucksvoll, da man dort die Geschichte zum Greifen nah vor sich liegen hatte. Die Einschlagsorte der alliierten Bomben waren klar zu erkennen. Das Gestripp aus Stahl und Betonresten hing wie damals von der Decke. 10000 Menschen arbeiteten 22 Monate Tag und Nacht an diesem Bauwerk und ein einziger gezielter Bombenangriff brachte das ganze Projekt zum Erliegen. Kein einziges U-Boot verließ Farge, sodass der Bunker Valentin am Ende eine völlig sinnlose Menschen- und Materialverschwendung war.                            OLYMPUS DIGITAL CAMERAOLYMPUS DIGITAL CAMERA

Damit steht der Bunker jedoch stellvertretend für unzählige NS-Bauvorhaben und für ein Kriegswirtschaftssystem, dass lediglich mit Hilfe massiver Zwangsarbeit am Leben gehalten wurde. In Bremen Farge arbeiteten Menschen aus Irland, Frankreich, Polen, usw. gegen ihren Willen unter schwersten Bedingungen, wurden getrennt von ihrer Heimat, von ihrer Familie und ihrem Alltag. Schätzungen zufolge hat das Zwangsarbeitersystem des Nationalsozialismus 22 Millionen Menschen eingebunden, den 2. Weltkrieg um 2 Jahre verlängert und am Ende 15 Millionen Menschen das Leben gekostet.

Zum Schluss unseres Seminars haben wir uns noch einen kurzen Film angeschaut, welcher ein Projekt vorgestellt hat, welches sich mit der Aufarbeitung von Flucht-/ Kriegsgeschichten “aktueller” Flüchtlinge   auseinandersetzt. Der Bezug zum Bunker blieb hier jedoch etwas konstruiert. Dennoch war die Exkursion für alle sehr aufschlussreich und auch spannender als erwartet.

Am frühen Nachmittag ging es dann wieder zurück, wobei einige für ihre “Faulheit” bestraft wurden. Mit dem Ziel, den Weg abzukürzen, sind wir quer über einen Sportplatz gelaufen, ehe uns auffiel, dass dieser eingezäunt war. Nach kurzer Klettereinlage ging es jedoch ohne Blessuren á la Dastan zum Bahnhof und auf den Rückweg nach Bremen.

Am Hauptbahnhof angekommen, sind wir dann alle in unterschiedliche Richtungen geschwirrt mit dem Plan, uns am Abend wieder zu treffen. Zuhause gab es dann erstmal eine Stärkung und ein bisschen Zeit mit den (Gast-)Geschwistern, ehe wir uns wieder auf den Weg gemacht haben, um uns mit den anderen zu treffen. Im Garten der Familie W. versuchten wir, den Kirgisen Tischtennis beizubringen – eher schlecht als recht, aber der Spaß war unbezahlbar. Später, als dann alle da waren, gab es Lagerfeuer, Essen und gegrillte Marshmallows, was für viele Kirgisen etwas ganz Neues war. Der Abend endete schließlich mit Feuer, Bi…Brause und Live-Musik von Jasper.                                                IMG_2761

Herausforderndes 
Der Transport von Getränkekisten auf dem Fahrrad sowie das Erlernen von Spielregeln kann unfassbar schwierig und vor allem anstrengend werden.

Bemerkenswertes 
Das echt gute Wetter – ausnahmsweise hat sich das norddeutsche Schietwetter nämlich hinter der Sonne versteckt.

Erkenntnisse
Mit einem Getränkekasten lässt es sich echt schlecht Fahrrad fahren. Tischtennisspielen macht ohne Regeln deutlich mehr Spaß. Abkürzungen sind ab und zu der längere Weg.

Donnerstag 21.03.19

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Erwartung

Heute stand die Fahrt nach Bremerhaven ins Auswandererhaus an. Es sollte ein anstrengender, aber auch spannender Tag werden. Ich persönlich hoffte, dass wir keine schlechten Erfahrungen mit dem Wetter machen müssen und es ein bereichernder Tag werden wird.

Erlebnisse

Um 6:30 Uhr begann unser Morgen mit einem ausgiebigen und leckeren Frühstück. Wir holten Frithjof, Bermet und Dastan mal wieder verspätet ab und trafen uns mit den anderen um 8:25 Uhr am Bahnhof. Die Zugfahrt begann, dank Frithjof, mit einem kulturellen Einblick in die Musikwelt Deutschlands. Wir überbrückten die Zeit mit Musik, Ausblicken auf die „Natur“ Norddeutschlands und einer schmerzhaften Abwandlung von „Schere, Stein, Papier“. Als wir um 9:50 Uhr am Auswandererhaus ankamen, merkten wir, dass unsere Führung erst um 10:30 beginnen wird, deshalb durften wir noch die Gegend von Bremerhaven in Begleitung der Austauschhymne „Maria Magdalena“ erkunden. Die kreischenden Möwen und die salzige Brise begleiteten uns zur Shopping Mall. Gestärkt mit Pizza, Limonade und Schokolade ging es flugs zurück zum Treffpunkt.

Zu Beginn unserer Führung bekamen wir einen Boarding Pass, damit eine Identität und Lebensgeschichte eines ausgewanderten Menschen zugeordnet, mit dem wir die Audiodateien im Auswandererhaus öffnen und somit eine individuelle Migrationsbiographie erforschen konnten. Wir starteten in einem nachgestellten Hafen im Jahr 1920. Die Darstellung war bemerkenswert und gruselig. Ein paar von uns fürchteten sich vor den Puppen und andere machten Fotos für ihre Instagram Accounts. Es war schwierig die Puppen von den richtigen Menschen zu unterscheiden. Der nächste Raum hieß „Raum der 7 Millionen“. Es wanderten insgesamt 7,2 Millionen Menschen von Bremerhaven, vorwiegend nach Nordamerika, aus. Die Gründe waren von Jahrzehnt zu Jahrzehnt verschieden. Von 1880-1920 war eine große Arbeitslosigkeit in Deutschland, die viele zwang, auszuwandern. Außerdem gab es Pogrome im zaristischen Russland, wodurch viele Juden und andere flohen. Während des 2. Weltkrieges flüchteten wiederum viele Juden vor dem NS-Regime und dem Holocaust und versuchten so zu überleben. Es gab viele Gründe auszuwandern. Die vielen Audiodateien der Auswanderer, die über ihr Schicksal berichteten, brachten uns diese näher. Uns Deutschen fiel auf, dass die Kirgisen sich, im Gegensatz zu uns, die Audios genauer anhörten und aufschrieben, was passiert war.

Wir betraten das Schiff, auf dem es zu unserem Vergnügen Kleidung der Menschen, der damaligen Zeit, zum Anziehen gab. Ihn wenigen Sekunden verwandelten wir uns in Passagiere der dritten Klasse. Ein gelungenes Umstyling! Auf der „Insel“ Ellis Island (vor der Stadt New York liegend und zentrale Anlaufstelle für alle Einwanderer in die USA ab den 1920er Jahren) unterzogen wir uns einer Befragungs-Prozedur, die die Passagiere der dritten Klasse über sich ergehen lassen mussten- durch viele Polygamisten und Anarchisten (unter anderem Auswahlkriterien der USA) in unserer Gruppe, schaffte es nur die Hälfte nach Amerika. Am Ende erreichten wir die Grand Central Station. Wieder 2019 angekommen, bekamen wir etwas zu essen. Unserem Tisch wurde der deutsche Tischspruch „piepiepiep“ aufgrund der Lautstärke verboten. Der Angestellte fauchte uns förmlich zur Ordnung. nunja, bei dem großen Andrang am heutigen „Internationalen Tag gegen Rassismus“ vielleicht auch verständlich.

Nach einer einstündigen Pause und einem Foto für die Presseabteilung des Auswandererhauses gingen wir zurück in unseren Raum und fingen zur Freude von uns Schülern an zu arbeiten. Wir wurden in Gruppen aufgeteilt und jede Gruppe bekam den Namen eines Auswanderers, zu dem wir Aufgaben machen mussten. Im Eingangsbereich war alles im Stil der 1970er Jahre eingerichtet. Die kleinen Geschäfte, wie zum Beispiel der Friseur, das Antiquariat oder das Schaufenster enthielten versteckte Hinweise und Hörstationen zu den Auswanderern. Dies half uns, die Aufgaben zu lösen. Etwas unbemerkt davon, wurden Lennart, Begaim und Herr Schünzel noch von der Nordwest Zeitung für ein Porträt interviewt. Nach Azhar und Narina werden damit wohl die nächsten Medienstars geboren. We´re getting famous…

OLYMPUS DIGITAL CAMERAAls wir unsere Aufgaben mehr oder weniger mit Bravour gemeistert hatten, versammelten wir uns alle und bekamen erklärt, wie ein Podcast produziert wird. Wir sollten einen Podcast über unseren Auswander schreiben. Dies machte uns allen sehr viel Spaß und jede Gruppe hatte eigene kreative Ideen. Nach einer halben Stunde wurde jede Gruppe in das Aufnahmestudio gerufen und wir trugen unseren Podcast vor. Frithjof merkte durch einen Stoß mit seinem Kopf gegen die Lampe, dass das Studio zu klein für ihn war. Trotz allem haben wir es alle gut bewältigt und waren zufrieden mit unserer Leistung.

Herr Schünzel hatte zum Abschluss die Idee, dass die Kirgisen eine Postkarte an ihre Gasteltern schreiben. Also ging es los ud auf die Suche nach schönen Karten. Auf dem Weg wurde natürlich noch das ein oder andere Eis vernichtet. Mit einem gewagten Sprung von der Brücke auf das sichere Land wurde der Tag in Bremerhaven beendet und wir fuhren nach Hause.
Dort angekommen, wollten Aizhan, Begaim, Barsbek und Narina für unsere Familie ein kirgisisches Nationalgericht kochen, da heute das muslimische Neujahrsfest gefeiert wird, welches unsere Gäste in ihrer Heimat natürlich ausgiebig gefeiert hätten. Die sehr leckeren Gerichte nannten sich Samsy, Plov und Schakarap. Während wir das Essen genossen, spielten die anderen Fußball und wir ließen alle unseren Abend ausklingen.

Fazit

Es war schön den Geruch Kirgistans durch das abschließende Abendessen wieder in der Nase zu haben.

Mittwoch, 20.3.19

Erwartungen

Heute steht die Teilnahme am regulären Unterricht auf dem Programm und nach dem Mittag dann Projektarbeit zu unserem Austauschthema „Migration“. Und so freue ich mich darauf, unsere Austauschschüler in die Klasse mitzunehmen und ihnen zu zeigen, wie hier der Unterricht und der Schulalltag ablaufen. Außerdem hoffe ich, dass die danach stattfindende Projektarbeit genauso praktisch und aufschlussreich wird wie die am Montag.

Erlebnisse

In dem Sinne: Moin Moin um 8.15 Uhr in der Schule, wo wir uns zunächst auf unseren stundenplanmäßigen Unterricht verteilten.

Unsere Französisch-Lehrerin bereitete uns einen herzlichen Empfang und nachdem sie Aiperi und mich kurz auf den aktuellen Stand gebracht hatte, konnten wir intensiv am Unterricht teilnehmen und das Projekt „Länder mit Mutter- oder Amtssprache Französisch“ weiter voranbringen.
In der ersten großen Pause gab es dann das heiß ersehnte Treffen mit meiner Klasse  und nach der Begrüßung ging es direkt schon wieder in den nächsten Unterricht: Physik. Auf dem Programm standen hier Filme zum Thema Energie und deren Umwandlung.

Nach vier Schulstunden ging es dann zum Mittagessen in die Mensa. Es wurden Nudeln, Reis mit Hähnchenbruststreifen in Estragonsoße und dazu Salat und Broccoligemüse gereicht, dass allen gut schmeckte.

Nach dem Mittagessen ging es an die Projektarbeitsphase. Zum Anfang gab es eine kurze Rückmeldung aus den Unterrichtshospitationen, die größtenteils positiv ausfielen. Unsere Kirgisen erzählten über ihre Eindrücke, alle hoben den etwas lockereren Umgang zwischen Lehrern und Schülern vor und jeder war froh über den Einblick ins so unterschiedliche Schulsystem. Etwas schade war es, dass einige Schüler davon berichteten, dass sie von manchen Lehrern nicht begrüßt, sondern gekonnt ignoriert wurden. Dass man so sehr auf den Unterricht und seinen Horizont konzentriert ist, mag nachvollziehbar sein, ich bin jedoch enttäuscht, dass manche Lehrer dann doch nicht die Vorbildhaltung einnehmen, wie sie es gerne vorgeben.

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Im nächsten Teil nutzten wir die Gelegenheit zu einer Auffrischung unseres Wissens zu Migration, vor allem der Situation in Kirgistan. Dazu bekamen wir eine Zeichnung, die eigentlich aus drei Teilen bestand, sodass wir erst einmal unsere Gruppenmitglieder suchen mussten. Die Zeichnung richtig zusammenzusetzen war eigentlich nicht schwer, interessanter war die Analyse und Interpretation. Die Kirgisen beteiligten sich sehr intensiv am Unterrichtsgespräch und gemeinsam konnten wir in dieser Phase wiederholen, was wir vor einem halben Jahr in Bischkek erarbeitet hatten.

Damit unsere Erkenntnisse aber nicht nur in unseren Reihen bleiben, sondern auch in die Schule hineinwirken, kamen unsere Lehrer auf die Idee, eine Ausstellung zu unserem Austauschprojekt erarbeiten. Dazu werden von uns Plakate erarbeitet, die später im Flur vor dem Lehrerzimmer für Schüler und Lehrer ausgehangen werden. In den nächsten eineinhalb Stunden entwickelten wir also in unseren Gruppen Ideen, welche Inhalte wir darstellen wollen und natürlich wie. Wir müssen natürlich nochmal sagen, wer wir sind und was wir Kirgistan gemacht haben. Es wird aber auch um Migration und die konkreten Prozesse in Kirgistan gehen. Welche Ursachen gibt es für die starke Migration, welche Folgen hat das und welche Lösungsansätze bieten Organisationen wie die GIZ oder die Friedrich-Ebert-Stiftung.

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Danach ging es erst einmal nach Hause, wo wir uns ausgeruht haben, bevor wir uns abends mit einer kleineren Runde im Restaurant trafen. Der andere Teil der Gruppe hatte sich dazu entschieden, ins Viertel zu fahren.Nach einem leckeren Abendessen ging es dann schnell wieder nach Hause und ab in die Falle, denn morgen geht es früh mit dem Zug nach Bremerhaven ins Auswandererhaus.

Herausforderndes

Die Grafik zu unserem Thema. Fast jeder hat einen anderen Hintergrund in der Grafik gesehen. Und so galt es, alle Meinungen zu erörtern und unter einen Hut zu bringen.

Bemerkenswertes

Als wir durch die Schule gegangen sind, wurden unsere Austauschpartner von vielen Schülern gegrüßt, was nicht unbedingt das Normale ist bei der Größe unserer Schule.
Die Projektarbeit mit den Kirgisen war sehr intensiv und fruchtbar, nicht zuletzt deshalb, weil die Kirgisen wirklich gute Sprachkenntnisse haben und keine Scheu mehr haben, vor uns zu sprechen.

Erkenntnisse

Wieder einmal hat sich gezeigt, wie unterschiedlich kirgisische und deutsche Schulen und die Unterrichtsformen sind. Trotzdem klappt die Zusammenarbeit an gemeinsamen Themen sehr gut.